Emotionen

In der TCM werden die Emotionen, falls sie auf eine Weise dominieren, die die Gesund gefährden, als innere pathogene Krankheitsfaktoren gesehen. Im Gegensatz zur westlichen Medizin, die leider den Menschen nur aus einer Sicht betrachtet, und zwar nur als Substanz bzw. Materie. Unter normalen Umständen können Emotionen keine Disharmonien hervorrufen, es sei denn, man kann mit Zorn, Freude, Eifersucht, Trauer, Schock, usw. nicht richtig umgehen. Leider haben wir verlernt damit umzugehen, schon in der Kindheit wurde uns immer wieder gesagt: „Ist schon wieder gut, tut ja gar nicht mehr weh!“ oder „Du hast jetzt gar keinen Grund wütend zu sein!“ oder „Das gehört sich jetzt nicht so zornig zu sein!“ Und so versuchen wir ständig unsere Emotionen zu unterdrücken, um ja unsere Gesellschaft, den Erwartungen der Familie und Bekannten zu entsprechen.

Nur was passiert mit den Emotionen? Man sollte nicht zu lange an ihnen anhaften, auch sollte man sie nicht verdrängen.

Nehmen wir als Beispiel die Emotion Zorn: Wut, Zorn, Groll im Übermaß über längere Zeit kann sich negativ auf die Leber auswirken, das Leber Qi kann stagnieren, ist nicht mehr im Fluss und kann somit auch in anderen Organen Disharmonien hervorrufen.

Wir müssen wieder lernen Emotionen bewusst wahrzunehmen, sie auszudrücken und somit wieder in Fluss zu kommen.

Es wird unterschieden in Yin- und in Yang-Emotionen:

Yin- Emotionen bestehen über einen längeren Zeitraum, dazu gehören: Nachdenken, Trauer, Sorgen, die die Zukunft betreffen, Angst und Schockzustände. Diese Emotionen haben die Eigenschaft das Qi zu ersticken und somit zu einer Qi Stagnation zu führen, zum Beispiel bei zuviel Sorgen und Grübeln, welche Milz und Magen beeinflussen, kann das Qi sich „verknoten“, es wird schwierig diese Gedanken abzugeben, man spinnt ein „Knäuel“ und weiß nicht mehr, wo Anfang und Ende war und ist.

Yang-Emotionen bestehen nur kurze Zeit, sind aber intensiv und verschwinden schneller wieder, dazu gehören: Freude bzw. Erregung, Begierde, Eifersucht, Zorn. Falls sie nur kurze Zeit bestehen, werden Qi und Yang erhöht, bestehen sie über einen längeren Zeitraum kann das Yin bzw. das Blut verletzt werden (zB: längerfristige Begierde schwächt das Herz Yin).

Die Lehre von Yin und Yang

Die TCM ist eng verbunden mit dem Taoismus, wobei die grundlegende Lehre das Konzept von Yin und Yang ist. Yin und Yang können als zwei Kräfte gesehen werden, die sich ständig in einem Prozess des Ordnungsschaffens befinden. Die früheste Erwähnung von Yin und Yang wird im „Buch der Wandlungen“, dem I Ging gefunden, das etwa um 700 v. Chr. verfasst wurde. Im I Ging werden Yin und Yang und ihre Wandlungen durch unterbrochene bzw. durchgehende Balken dargestellt. Die verschiedenen Kombinationen der sogenannten Trigramme ergeben 64 Hexagramme, die alle nur möglichen Phänomene im Universum darstellen sollen großes Yin Yin im Yang

Die vier Stufen von Yin und Yang

Die chinesischen Schriftzeichen für Yin und Yang zeigen die Schatten- und die Sonnenseite eines Hügels.

Die Hauptmerkmale des Yin sind:
Dunkelheit, Kälte, Kontraktion, Ruhe, Substanz, Langsamkeit, Passiv

Die Hauptmerkmale des Yang sind:
Helligkeit, Wärme, Expansion, Oben, Bewegung, Funktion, Schnelligkeit, Aktiv

KONSTITUTIONEN

Was ist mit der Grundkonstitution eines Menschen gemeint?

Die Grundkonstitution eines Menschen setzt sich zusammen aus der körperlichen und der seelisch-geistigen Kraft. Unsere Konstitution verdanken wir unseren Vorfahren und vor allem unseren Eltern.

Die körperliche Konstitution wird laut TCM in der Niere gespeichert und bestimmt unsere Widerstandskraft und Ausdauer und Substanz. Die seelisch-geistige Konstitution zeigt unsere Interessen, unsere Neigungen und Talente. Unsere Konstitution ist für unsere Berufsauswahl, Ernährung und unsere Gesundheit entscheidend, deshalb ist es auch gut sich mit den eigenen Stärken und Schwächen zu beschäftigen.

Je nach dem, wie Yin und Yang in einem Menschen verteilt sind, kann man ihn bzw. sie einem der fünf Konstitutionstypen zuordnen:

Ideal-Typ

Hier herrscht ein nahezu ausgewogenes Yin/Yang-Verhältnis, was sicher eher selten bzw. schwer zu erreichen ist.

Yang-Mangel-Typ – MELANCHOLIKER (schwermütig, pessimistisch)

Ø kalte Hände und Füße, Blässe und blasse Haut Ø Müdigkeit, Energiemangel, kaum Fieber
Ø großes Schlafbedürfnis
Ø niedriger Blutdruck

Ø introvertiert
Ø lieben Wärme und Sonne

 

ELEMENT METALL

Nach Einbringen der reifen Früchte und Ernte in der Wandlungsphase Erde beginnt die Zeit der Trockenheit – die Wandlungsphase Metall. Die Feuchtigkeit zieht sich aus den Pflanzen und Früchten zurück, in der Natur wird alles trocken, die Blätter verlieren ihr Grün, alles wird brüchig und spröde. Es ist die Zeit des kleinen Yin, das langsam wächst und sich auf die Ruhe und Zeit der Regeneration des Winters, wo wir wieder in die Wandlungsphase Wasser kommen, vorbereitet.

Organe (Lunge, Dickdarm)

Die Lunge, die dem Element Metall zugeordnet ist, hat die Aufgabe eine Grenze zwischen der inneren und der äußeren Welt zu schaffen, auch entspricht dies dem Gefühl der persönlichen Abgrenzung. Zu wissen, was gut und schlecht für uns ist, ist ein Zeichen dafür, das unsere Grenze gut definiert ist, vor allem „ja sagen, wenn wir etwas sollen und „nein sagen“, wenn wir nicht wollen.

Sie wird als „Meister des Qi“ in der chinesischen Medizin bezeichnet, da sie dafür zuständig ist, das Atmungs-Qi in den Organismus zu bringen und mit Hilfe des Nahrungs-Qi der Milz das Wahre-Qi bildet.

Das Yang-Organ der Lunge ist der Dickdarm, seine Aufgabe ist es nach dem Dünndarm weiter zu sortieren bzw. zu resorbieren und Unbrauchbares aus dem Körper zu entfernen (auch den seelischen Müll). Lunge und Dickdarm sind gemeinsam für die Abwehr von äußeren schädigenden Einflüssen verantwortlich, von ihnen hängt laut chinesischer Medizin die Widerstandskraft des Körpers ab.

Spiritueller Aspekt (PO)

Die Körperseele PO, auch Lebenswille genannt ist der Geist der Lunge; im Gegensatz zur Hauchseele HUN, die nach dem Tod in den Himmel zurückkehrt, bleibt die Seele PO nach dem Tod in den Knochen.

PO kontrolliert alle lebensnotwendigen Reflexe wie Atmung, Herzklopfen, Nahrungsaufnahme und Ausscheidung, ist PO stark, möchte man gedeihen, wachsen, existieren, PO hält die Lebensinstinkte aufrecht, wittert Gefahr und schützt uns so vor Gefahren.

Menschen mit einem zu starken PO zeigen Eigenschaften wie Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Geiz bzw. auch Unsicherheit, was die Zukunft betrifft. Bei einem schwachen PO ist der Selbstwert gering, der Lebensinstinkt geschwächt und Eigenschaften wie großzügig und selbstlos stehen im Vordergrund.

Emotionen (Zukunftssorgen, Trauer)

Die Emotion Traurigkeit (auch Gram und Reue) schwächen vor allem das Lungen-Qi und können bei längerem Bestehen zu einer Qi-Stagnation führen. Speziell die Trauer über den Verlust eines lieben Menschen sollte nicht zu lange dauern, 1 Jahr wird in der chinesischen Medizin als angebracht und normal gesehen, danach sollte wieder versucht werden, ins Leben zurückzufinden.

Sorgen über die Zukunft werden unterschieden in Sorgen materieller bzw. ideeller Natur: Sorgen materieller Natur (Vermögen, Erbschaften,..) wirken vorwiegend auf den Dickdarm, Sorgen ideeller Natur (Verlust der Heimat bei Flüchtlingen, Obdachlosen) verletzen vor allem das Lungen-Yin.

Pathologien (Ursachen, Krankheitsbilder)

Lungen-Qi-Mangel

Bei einem Lungen-Qi-Mangel dominieren Symptome wie körperliche und emotionale Kraftlosigkeit, eine schwache leise Stimme und Kurzatmigkeit. Vor allem eine länger bestehende Trauer ist oft Ursache dafür, auch kann ein berufsbedingtes ständiges Sitzen in gebeugter Haltung und viel reden das Lungen- und auch Herz-Qi erschöpfen, weiters kann eine konstitionelle Schwäche dafür verantwortlich sein.

Ein Lungen-Qi-Mangel kann auch Störungen des Dickdarmes bringen, Verstopfung ist ein häufiges Symptom. Feinstofflich gesehen kann Verstopfung auf körperlicher

Ebene auch Zeichen einer „verstopften Geisteshaltung“, wie Dickköpfigkeit, und Sturheit sein. Loslassen und Veränderung sind bei diesen Menschen fast ein Ding der Unmöglichkeit, Unbrauchbares muss immer wieder entfernt werden, um Neuem Platz zu schaffen.

Kräuter bei Lungen-Qi-Mangel: Isländisch Moos, Rosmarin, Ysop, Huflattich

Lungen-Yin-Mangel

Menschen mit einem Lungen-Yin-Mangel fühlen sich oft in ihrem Dasein nicht wohl, haben keine Zukunftsperspektiven bzw. haben ihre Lebensaufgabe noch nicht erkannt bzw. gefunden. Ursachen können hier neben chronischen Erkrankungen der Lunge, Kinderkrankheiten (z.B. Keuchhusten) bzw. Rauchen und übermäßig scharfe Nahrungsmittel, wiederum die entsprechenden Emotionen Trauer und Sorge sein.

Kräuter bei Lungen-Yin-Mangel: Borretsch, Eibischwurzel, Lungenkraut, Spitzwegerich

Allgemeine Empfehlungen:

Am besten wird die Lunge mit der Einatmung von reichlich frischer und reiner Luft gestärkt, vor allem mit körperlicher Bewegung und bewusstem Atmen. Über die Haut kann die Lunge mit Bürsten und Abreibungen gestärkt werden, auch das Tragen von angenehmer, nicht einengender Kleidung tut gut.

Respekt, Mitgefühl und die Steigerung des Selbstwertes kräftigen vor allem die Körperseele

 

ZUSAMMENFASSUNG

Was wäre das Leben ohne Emotionen, wie schön ist es doch nach einer Zeit von Trauer und Sorgen wieder Freude im Leben zu haben, Angstzustände zu überwinden macht uns noch stärker. Wichtig dabei ist nur, die Emotionen bewusst wahrzunehmen, sie nicht zu verdrängen, denn nur so bereichern sie unser Leben. Es geht in der Chinesischen Medizin nicht darum Gefühle bzw. Emotionen zu negieren oder zu unterdrücken, vielmehr bewusst mit ihnen umzugehen.

Es wird immer wieder für uns Phasen Leben geben, in denen wir uns mit Kummer, Angst und Sorge auseinandersetzen müssen, aber eines ist gewiss:: Es kommt auch ganz sicher wieder eine Zeit, in der Freude und Zuversicht dominieren!. So wie die Wandlungsphasen von einer in die andere übergehen, die eine bringt die andere hervor, und das ist eine sichere Angelegenheit. Letztendlich können wir immer etwas daraus erfahren, besonders unseren Lebensweg zu erkennen und zu gehen.

Wir können uns mit einem bewussten Verhalten in jeder Hinsicht stärken, z.B. mit einem guten Essen in Ruhe und angenehmer Gesellschaft (ohne Fernseher oder Tageszeitung) tun wir unserer Milz etwas gutes, die wunderschöne Natur oder das Strahlen aus großen Kinderaugen erfreut unser Herz, usw.

Darum sollten wir, so weit wie möglich, jeden Tag in vollem Bewusstsein leben, denn dann braucht unser Körper nicht mit Unwohlsein oder gar Krankheit aufzeigen, dass mit unserer Lebensweise etwas nicht stimmt.

 

 

Tabelle 3: Nahrungsmittel für die Lunge

Lungen Yin

Lungen Yang

Getreide

Gemüse

Lungen Qi

Hafer Reis süß

Frühlingszwiebel Karfiol
Karotten Kohlrabi

Kraut weiss Kren Radieschen Zwiebel

Apfel Datteln Erdnuss

Lungen Qi

Mandeln Maroni Rosinen Walnuss

Karpfen

Lungen Qi

Rebhuhn Taube Wachtel Wildschwein

Basilikum Chili Curry mild Galgant Ingwer

Reis süß

Avocado Brokkoli Chinakohl Gurke
Karfiol
Kohl
Kohlrabi Spargel weiss Spinat Zucchini

Ananas Apfel Banane Birne Datteln Feigen

Lungen Yin

Mandarinen Mandeln Mango Orangen Rosen Trauben rot

Ente

Lungen Yin

Wildschwein

Knoblauch

Obst/Nüsse

Lungen Yang

Fleisch/Fisch

Gewürze

Lungen Yang

Cayenne Pfeffer Piment Senfsamen Thymian Schnittlauch

 

 

Lorbeer Majoran Oregano Piment Senfsamen Thymian Schnittlauch

∗ Nahrungsmittel, die besonders die nachgeburtliche Essenz nähren